An dem Nachmittag, an dem alles vorbei war, legte sie sich statt zu weinen stundenlang wie angespült in den Sand. Spielte tote Nymphe, um nachher besser neues Leben spielen zu können. Der Wind strich über ihren Rücken, wie er es vielleicht getan hätte, und die Sonne verbrannte wie immer zuerst die Knie und die Schulterknochen. Sie lag ganz still um den leichten Moment nicht zu zerbrechen. Ihr war, als hörte sie den Sand unter seinen Füßen knirschen, als stünde er gleich hinter ihr und hielt den Atem an. War er hier, war er in Gedanken bei ihr oder schon wieder verschwommen, sie wusste es nicht mehr. Er war überhaupt selten dagewesen, meist hatte sie ihn sich nur sehr deutlich vorgestellt. Manchmal war er wohl wirklich zwei, drei Tage zu ihr gekommen. Es war auch Sommer gewesen. Sie hatten gebadet und waren auf den grünen Klippen spaziert, aber sicher sein konnte sie nicht. Dafür waren diese Tage zu unwirklich gewesen, zufällig und ohne Worte. Zwei, drei Tage, das war immer zu kurz zum Sprechen und so hatte sie seine Stimme zuerst vergessen. Eine Weile noch lag sie so, halb bewusstlos vor Erinnerungen, die nun schon so lange ihr täglicher Tagtraum waren und nun doch versanden sollten. Im Augenwinkel zog ein Flugzeug seinen weißen Streifen über den gleißend blauen Himmel. Als sie ihm nachblickte und sich daran hinaufzog, hatte sie sie wieder gefunden, die Leichtigkeit des Tages und wusste nun, dass sie nicht weinen würde. Nicht heute, nicht morgen und nicht für eine Erinnerung, die endlich leichter wog als ein Sommerwind.

(c) Rebecca Steltner aus Hamburg lebt z.Zt. in Canterbury